Mein leckerstes Weihnachtsgeschenk war ein iPad aus Schokolade, das nicht einmal bis Silvester überlebt hat. Das schwerste Geschenk hingegen wird mich durch das ganze Jahr begleiten. Es ist das neue Buch meines Kollegen Rafael Gil Brand, ein dicker Wälzer mit 594 Seiten. Alleine acht Seiten sind dem Literaturverzeichnis gewidmet.

Rafale Gil Brand Himmlische Matrix

Als ich Rafael in den 90er Jahren kennenlernte und wir gemeinsam in der Prüfungskommission des DAV gearbeitet haben, vollzog er gerade den Wechsel vom tropischen zum siderischen Tierkreis. Für diejenigen, die mit den Begriffen tropisch und siderisch nicht viel anfangen können… auf der Homepage von Rafael kann man nachlesen, was es mit diesen zwei Tierkreisen auf sich hat.

Ich gebe zu, ich war damals sehr skeptisch und nur die Tatsache, dass meine Fische-Sonne im siderischen Tierkreis mit allen Ayanamshas in den Fischen bleibt, hat dazu geführt, dass ich mich dem „Siderismus“ genähert habe, auch wenn ich bis heute hauptsächlich mit dem tropischen Tierkreis arbeite.

2000 erschien das „Lehrbuch der klassischen Astrologie“ von R. Gil Brand im Chiron-Verlag, es ist ein Fachbuch, in dem Rafael akribisch und mit großer Sorgfalt die historischen Quellen unserer heutigen Astrologie darstellt. Die „Himmlische Matrix“ ist eine konsequente Fortsetzung und das Ergebnis seiner Forschungen in den letzten 14 Jahren.

Die Würden der Planeten stehen im Mittelpunkt dieses neuen Werks. Und die Würden spielen in der klassischen Astrologie-Deutung eine zentrale Rolle. Mit ihrer Hilfe lässt sich beurteilen, ob ein Planet glücksbringend wirkt und sich als Potenzial von seiner besten Seite zeigt oder ob die Schattenseiten einer Planetenkraft in den Vordergrund treten.

Neben den bekannten Würden wie Domizil, Exil, Erhöhung oder Fall kannten die Astrologen der Antike noch Triplizitäten und Grenzen. Für Interessierte: Erik van Slooten hat diese Würden in seinem Büchern „Klassische Horoskopdeutung“ und „Stundenastrologie in der Praxis“ leicht verständlich aufbereitet.

Jeder, der sich intensiver mit den Würden beschäftigt, stellt sich irgendwann die Frage, welche Logik diesen altüberlieferten Zuordnungen zugrunde liegt? Einige erscheinen vollkommen schlüssig, zum Beispiel die Domizile der Planeten. Andere Würden wie die Grenzen wirken auf den ersten Blick rätselhaft und willkürlich.

Doch Rafael Gil Brand hat einen Schlüssel gefunden und erklärt ihn in seinem neuen Buch. Der goldene Schnitt, der sich in der geometrischen Struktur des Pentagramms zeigt, spielt dabei eine zentrale Rolle.

In der Kunstgeschichte und Architektur wurden die Maße des goldenen Schnitts als ideale Proportionen gesehen, als Ausdruck einer göttlichen Harmonie, die – sofern wir Johannes Kepler Glauben schenken wollen – im gesamten Planetensystem zu finden ist. Offenbar – und das macht Rafaels neues Buch sehr spannend – lassen sich diese Proportionen auf die Definition von Erhöhungen der Planeten, auf die Würden selbst und auf ihre Grenzen anwenden.

Schrittweise wird nun in der „Himmlischen Matrix“ erklärt, wie die verborgene Ordnung von Astrologen angewandt wurde und wird, immer in der Auseinandersetzung mit alten historische Quellen, dich auch zeitgenössische Autoren, die zur Geschichte der Astrologie forschen, kommen zu Wort. Das fundierte Wissen des Autors über die klassische und vedisch-indische Astrologie macht dieses Buch zu einem ganz besonderen Lehrbuch.

Sicher ist es anspruchsvolle Kost – und so umfangreich! Wer gerade anfängt, sich mit Astrologie zu beschäftigen, ist vielleicht von der Komplexität der Materie erschlagen. Auch wenn Fallbeispiele von berühmten Personen, die wir alle kennen, die einzelnen Kapitel ergänzen und praxisnah zeigen, wie man Horoskope auch deuten kann. Und ein erweitertes Verständnis gewinnt.

Ich habe mir vorgenommen, Kapitel für Kapitel zu lesen und bis Ende 2015 fertig zu sein. Wenn ich unterwegs zum Sideriker werden sollte, gebe ich rechtzeitig Bescheid ;-).