Noch ein Buchtipp: Bernadette Bradys „Astrologie und Kosmos“ ist vor einem Vierteljahr in der deutschen Übersetzung erschienen. Es ist ein anspruchsvolles Buch, das nicht „mal eben“ im Vorbeigehen konsumierbar ist wie manch andere seichte Abhandlung. Wer sich derzeit mit den theoretischen Grundlagen der Astrologie auseinandersetzen und in aktuellen Wissenschaftsdiskursen verorten möchte, kommt an diesem Buch nicht vorbei.

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Bernadette Brady beschreibt in den ersten Kapiteln die lange Entwicklung der abendländischen Astrologie mit den allseits bekannten Folgen der Entdeckungen Keplers und Galileis, nämlich der Trennung in Astronomie und Astrologie. Fast schon amüsant ist das Kapitel über die verzweifelten Versuche von Astrologen, die Wissenschaftlichkeit von Astrologie zu beweisen, ein hoffnungsloses Unterfangen, da laut Brady bereits lange vor der kopernikanischen Wende, genau genommen im alten Griechenland, Kausalzusammenhänge in die Astrologie eingeführt wurden, die den Kosmos als Gegensatz zum Chaos konstituieren.

Anschließend werden wichtige Begriffe und Grundlagen der Chaostheorie erklärt. Es wird deutlich, wie mit Hilfe von Fraktalen, Bifurkationen, Attraktionssenken und Phasenportraits lebendige Systeme beschrieben werden können. Und diese Begriffe lassen sich auf die Astrologie und die Arbeit mit dem Horoskop anwenden. Astrologie erscheint so als ein Mittel, die Ordnungen des Lebens zu begreifen, die sowohl vom Himmel als auch vom Menschen geschaffen werden. Astrologie ist keine Wissenschaft, sie ist aber auch keine Glaubensfrage, sondern sie ist laut Brady ein einzigartiger Zwitter zwischen der linearen Welt und der Nichtlinearität.

Im letzten Kapitel wird beschrieben, wie Erkenntnisse der Chaosforschung für die Astrologie nutzbar gemacht werden und wie beratende Astrologen auf kreative Tuchfühlung mit dem Chaos gehen können. Ein überaus spannendes Buch, ein „Meilenstein“ schreibt Christoph Schubert-Weller in seiner Rezension, denn Bernadette Brady beschert uns mit diesem Buch einen Ausweg aus der Sackgasse zwischen Aberglaube und Wissenschaft. Dafür hat sie in diesem Jahr anläßlich der United Astrology Conference 2008  den Regulus Award in der Kategorie „Theory and Understanding“ verliehen bekommen.