Wenn die Sommerferien in NRW vorbei sind, beginnt die Ruhrtriennale. Seit 2002 findet dieses Festival der Künste in den Industriedenkmälern der Region statt. Zu sehen gibt es Musik, Theater, Kunstinstallationen, Film, Literatur und Tanz. Und es sind überwiegend neue Produktion, die ihren jeweiligen Aufführungsort in die Gestaltung einbeziehen.

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Mein persönliches Highlight war bislang die Aufführung von Mozarts Zauberflöte in der Neuinszenierung des katalanischen Theaterensembles Fura Dels Baus, mehr oder weniger vor meiner Haustür, nämlich in der Jahrhunderthalle Bochum, die jeweils für sechs Wochen das Zentrum der Ruhrtriennale bildet.

In der vergangenen  Woche habe ich die Kunstinstallation „NO MANS LANDING“ besucht, die noch bis 26. September im alten Eisenbahnhafen in Duisburg-Ruhrort zu erleben ist.

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Eingänge gibt es an zwei Seiten. Sobald sich hier und dort sechs Personen versammelt haben, geht es los. Der Platz in der Kuppel ist auf 12 Personen begrenzt. Zunächst wird man in ein dunkles Zelt geführt, muss eine Schwimmweste anlegen und eine Erklärung lesen und unterschreiben.

Sicherheit wird offensichtlich groß geschrieben, bevor man diese Unterwelt betreten darf. Nach einer kleinen Einführung geht Fährmann Charon voran und führt die kleine Gruppe über den Steg aka Styx zu den zwei Halbkugeln, die in einer Entfernung von mehreren Metern auf dem Wasser schwimmen.

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Nachdem die Zuschauer Platz genommen haben, beginnt das Abenteuer. Texte werden rezitiert und ganz langsam, fast unmerklich bewegen sich die beiden Hälften aufeinander zu. Der Ausschnitt vom Himmel wird immer kleiner und sobald die Kuppel geschlossen ist, sitzt man in (fast) völliger Dunkelheit, nur ein winzig kleiner Lichtschein ist noch oben an der Decke zu sehen.

Ein Satz aus den rezitierten Texten ist bei mir haften geblieben: „Wenn man lange genug in die Unterwelt hineinschaut, schaut sie in einen hinein.“ Echte Plutonier dürften wissen, was damit gemeint ist.

Zwischen den Texten sind Soundcollagen zu hören und nachdem man sich allmählich an die Dunkelheit gewöhnt hat, betritt eine Gestalt, ganz in weiß gekleidet, den Raum. Sie singt ein Klagelied und geht dabei mit einer Grubenlampe einmal im Kreis herum. Ich erlaube mir einen Vers aus diesem Klagelied zu zitieren.

We will meet you at the river
We`ll draw closer on the tide
You can hear us in the water
From the shore on the other side

Das alles ist beeindruckend und für den einen oder anderen wohlmöglich bedrückend. Wenn der Gesang beendet ist, werden die Zuschauer aufgefordert an den Wänden  der Kuppel zu lauschen. Wer Glück hat und genau hinhört, bekommt eine persönliche Botschaft zugeflüstert. Anschließend öffnet sich die Kuppel und man darf – wiederum vom Fährmann begleitet – zurück ans andere Ufer laufen.

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Abgesehen davon, dass die Zeit, die wir in der Unterwelt verbringen durften, viel zu kurz war, habe ich diese Inszenierung als wohltuend und berührend erlebt. Die Künstler Robyn Backen, Nigel Helyer und Jennifer Turpin (Australien), Graham Eatough (GB) sowie Andre Dekker (Niederlande) möchten mit dieser Installation eine sinnliche Erfahrung des Übergangs ermöglichen.

Wenn ich in den kommenden Wochen Zeit habe, werde ich noch einmal nach Duisburg fahren, um in den Hades hinabzusteigen. Der Eintritt ist frei, Öffnungszeiten sind täglich von 14 bis 23 Uhr. Jeden Donnerstag kann man ab 20 Uhr eine Cocktailbar am Eingang zum Hafenbecken besuchen. „Get together“ ist ihr Motto. Alkoholfreie Drinks kosten 4 Euro, mit Alkohol 5 bis 6 Euro. Vielleicht sieht man sich!

P.S. Ich habe „nomanslanding“ besucht, während die Transit-Sonne genau auf Pluto in meinem Radix stand und der Mond das Zeichen Skorpion durchlief.

Bildquelle: Fotos Monika Meer