Das Horoskop von Hermann Hesse verbloggte ich vor zehn Jahren schon einmal. Passend zum Herbst, der melancholischen Jahreszeit, gibt’s zum Wochenbeginn ein Gedicht von Hesse, das die Planetenkräfte von Neptun und Saturn-Mond bildhaft in Szene setzt.

Im Nebel

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.

Bekanntlich hatte der Dichter eine Mond-Saturn-Konjunktion im Zeichen Fische und Neptun im vierten Haus. Neptun lässt uns gelegentlich im Nebel stehen und im vierten Haus kann er Gefühle des Verloren-Seins hervorrufen. Saturn hingegen erinnert uns immer wieder schmerzlich daran, das wir trotz der gelebten Nähe zu anderen Menschen alleine für unsere Entscheidungen gerade stehen müssen.

Die Saturn-Erfahrung der Eigenverantwortung und das Zurückgeworfen-Werden auf sich selbst, das kennen viele Menschen. Doch nicht finden poetische Worte, um diesen Zustand zu beschreiben. Der Merkur von Hermann Hesse steht im Zeichen Zwillinge, durch seine Stellung im siebten Haus gelingt es wohlmöglich, die traurigen Momente des Daseins so wunderschön zu beschreiben.

Bildquelle: Foto Monika Meer