Die Werke von Thomas Ring, allen voran seine Astrologische Menschenkunde sind in der Astroszene bekannt, zählt Ring doch zu den großen deutschen Astrologen des 20. Jahrhunderts und Pionieren einer psychologischen Astrologie.

Deshalb habe ich mich sehr gefreut, als ich letztens ein älteres Werk Thomas Rings geschenkt bekam, „Menschentypen und Bildern des Tierkreises gespiegelt“ ist der Titel. Das Steinbock-Symbol auf dem Titel ist vom Autor selbst gezeichnet worden, ebenso wie die zwölf Tierkreiszeichen in den Kapiteln dieses Buchs. Denn Thomas Ring war nicht nur Astrologe, als Maler gehörte er nach dem ersten Weltkrieg zur deutschen Avantgarde der Expressionisten.

Es ist eine große Freude, dieses kleine Bändchen zu lesen, denn Thomas Ring schafft es, jedes einzelne Zeichens anschaulich und tiefgründig zu beschreiben. Ein paar Kostproben, zum Widder: Immer soll etwas geschehen und er will der Anführer sein. Oder zum Skorpion: Es ist das am wenigsten naive, mit halben Erklärungen zufrieden zu stellende Kind. Und aus dem Fische-Kapitel: Ein Charakter, dessen Schwierigkeit in einem Zuviel, an Fähigkeiten, einem Zuwenig an methodischer Selbstbeschränkung liegt.

Auch wenn die Inhalte für Menschen, die sich lange mit Astrologie beschäftigt haben, nicht neu sind, ist es die Sprache von Thomas Ring, die das Buch so besonders macht. Sie ist präzise und genau, gleichzeitig spürt man den vorurteilsfreien und weiten Blick dieses Astrologen, der im Zeichen des Schützen geboren ist.

Dieser zeigt sich vor allem im langen  einleitenden Kapitel über Typenlehren und eine organische Typologie, wie sie mit dem Tierkreis vorliegt. Die zwölf Zeichen sind jeweils Wesens-Konstanten als auch Bausteine. Nie existiert ein Typus in reiner Ausprägung, schreibt Ring. Trotzdem ist es wichtig, die Prinzipien zu kennen, denn aus ihnen entstehen die zutiefst individuellen Mischformen.

Das Buch erschien 1939, also mitten in der Zeit des Nationalsozialismus, die Thomas Ring zunehmend seiner beruflichen Möglichkeiten beraubte. Der Künstler und Astrologe war ein entschiedener Gegner der Nazis und 1927 in die KPD eingetreten. Bereits 1932 emigrierte er mit seiner Familie von Berlin ins österreichische Graz. Mitte der dreißiger Jahre verlor er sein deutsche Staatsbürgerschaft. Es ist glücklichen Umständen zu verdanken, dass dieses Buch 1939 überhaupt in Deutschland erscheinen konnte,

Umso mehr freue ich mich, nun die Originalausgabe von 1939 zu besitzen. Vielen Dank liebe Monika für das Geschenk.