In diesen langanhaltenden und ermüdenden Tagen der Pandemie gab es in der letzten Woche eine schöne Abwechslung. Ein Tagesausflug mit der Ost-West-AG, von Halde zu Zeche und Zeche zu Halde mit anschließender Besprechung des Gruppenhoroskops im Stadtteil Katernberg im Essener Norden, direkt nebenan von Zollverein.

Die Ost-West-AG hat sich letztes Jahr im Frühjahr gegründet, Künstlerinnen aus Ost- und Westdeutschland begeben sich auf Spurensuche, nach den Geschichten, die Ost und West verbinden oder vielmehr für die Verbindungslosigkeit von beiden.

Der Bergbau und seine Geschichte ist eine Spur, die verfolgt wird. Die Gruppe besuchte bereits Garzweiler und tagte letzte Woche auf PACT/Zollverein. Ich habe an diesem Tag viel über den problematischen Abbau von Wismut im Erzgebirge gelernt. Wismut war übrigens ab 1946 ein Tarnname für den Abbau von Uran, der dort betrieben wurde und der damaligen Sowjetunion die Rohstoffbasis für ihre Atomindustrie lieferte.

Während unserer Radtour von Zeche und Halde Pluto zur Zeche Nordstern, vor 170 Jahren die nördlichste Zeche im Revier, haben wir uns über die Folgen des Bergbaus ausgetauscht, über die Zerstörung der Natur und wie sich die heutige Generation in diesen zersiedelten und teils renaturierten Landschaften verortet.

Wir sprachen über die Menschen, die ihre Gesundheit unter Tage riskierten und über den Umgang mit den vielen Geschichten. Gibt es den vielbeschworenen Strukturwandel überhaupt oder haben wir es vielmehr mit Strukturbrüchen zu tun, vor allem im Erzgebirge, aber auch im Lausitzer Braunkohlerevier?

Gruppenhoroskop 1 mit Betty Schiel, Johanna Yassira Kluhs, Tanja Krone und Eva Lochner

Dass die Generation mit Pluto im Skorpion gleich zweimal in der Kern-Gruppe vertreten ist, wundert nicht. Mit den Gastkünstlerinnen (Gruppenhoroskop 2) bekommt das Zeichen Skorpion noch mehr Gewicht. Wassermann- und Fische-Energie ist in dieser Gruppe gar nicht vorhanden, von den Mondknoten einmal abgesehen.

Die Betonung der Merkur-Zeichen Zwillinge und Jungfrau war für mich besonders spürbar. Merkur als alchemistische Fähigkeit zu lösen und zu verbinden ist in dieser Gruppe kreativ unterwegs und schafft neue Perspektiven auf altbekannte Themen. Verknüpfungen zwischen „oben“ und „unten“ werden thematisiert, und zwar im doppelten Sinne, hierarchisch und politisch, aber eben auch mit Blick auf die Natur, den Himmel und die Erde.

Gruppenhoroskop 2 mit den Gästen Bettina Grahs und Elisa Ueberschär

Die „hohe“ Kunst und der Alltag stehen gleichberechtigt nebeneinander, ich zitiere aus dem KONSENS der Gruppe… kocht und schmaust sie ausgiebig und gut. In unserem Fall musste es natürlich die obligatorische Currywurst mit Pommes im Nordsternpark sein.

Die wechselseitigen Mond-Saturn-Verbindungen im Gruppenhoroskop haben wir im Anschluss an unsere Tour gemeinsam erörtert. Meine Deutung des Gruppenhoroskops wurde aufgenommen, vermutlich wird es irgendwann ein Radio-Feature auf der Website der Ost-West-AG geben. Das werde ich natürlich hier verlinken.

Nach den langen Wintermonaten, in denen die meisten Gruppenerlebnisse via Zoom stattfanden, habe ich es sehr genossen, in einer solch inspirierenden Gruppe unterwegs zu sein, selbstverständlich mit allen Corona-Sicherheitsmaßnahmen und Vorab-Tests.

Bildnachweise:
Das erste Foto zeigt das Fördergerüst von Zeche Pluto in Wanne-Eickel, die kleine Schwester von Zollverein Schach XII, ebenfalls erbaut von Fritz Schupp. Das zweite Foto ist auf der Schurenbachhale im Essener Norden entstanden. Oben auf der mondartigen großen Fläche steht die „Bramme für das Ruhrgebiet“ von Richard Serra, eine 15 Meter hohe Stahlskulptur. Fotos von Monika Meer.